Neue Kfz-Schilder

Zwei Jahre hatten die Straßenverkehrsämter Zeit, die Kraftfahrzeuge in ihren Amtsbereichen mit neuen Nummernschildern auszustatten. Zwischen dem 1. Juli 1956 und dem 30. Juni 1958 wurden alle damals in Rosenheim zugelassenen viertausend Kraftfahrzeuge mit den noch heute verwendeten Nummernschildern versehen. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in der Bundesrepublik noch die alten schwarzen Tafeln mit weißer Schrift in Gebrauch, auf denen im Regierungsbezirk Oberbayern zugelassene Autos das Kennzeichen II B mit einer vierstelligen Zahl trugen.

Die Straßenverkehrszulassungsordnung vom 29. März 1956 änderte die Kennzeichnung dahingehend, dass jede unmittelbare Stadt und jeder Landkreis Schilder mit bis zu drei Buchstaben und bis zu drei Zahlen zuwiesen. Um einen reibungslosen Ablauf dieser Umtauschaktion sicherzustellen, lud die städtische Zulassungsstelle in der Reichenbachstraße damals täglich 15 KFZ-Halter zum Empfang des neuen Kennzeichens vor. Von einer Verkehrslawine konnte man damals noch nicht sprechen;

In der Stadt gab es rund 4.000, im ganzen Landkreis 13.000 zugelassene Kraftfahrzeuge, wobei die Zahl im Stadtgebiet seit der Vorkriegszeit sprunghaft gestiegen war: von knapp 1.500 Kraftfahrzeugen im Jahr 1938 auf 4.500 im Jahr 1958. Im November 1956 lag Rosenheim bei der Umtauschaktion in einem guten Schnitt. In der Stadt waren bereit über 1.300, im Landkreis 1.900 Nummernschilder ausgetauscht. Damit hatte die Stadt Rosenheim nach ca. einem dreiviertel Jahr bereits 30 % der Schilder umgetauscht.

Dagegen gab es im Landkreis Schwierigkeiten, vor allem deswegen, weil viele der geladenen KFZ-Halter lange Wege zur nächsten Zulassungsstelle zurückzulegen hatten und dadurch die Bereitschaft zum pünktlichen Austausch sank. Nur 40 % der angeschriebenen KFZ-Besitzer kamen rechtzeitig, 20 % entschuldigten sich, der Rest erschien einfach nicht. So musste die Zulassungsstelle des Landratsamt, um nicht zu sehr in Verzug zu kommen, den Schnitt der wöchentlich verschickten Vorladungskarten über das Normalmaß auf 200 bis 250 hinaufsetzen und hoffen, dass zumindest die Hälfte der Aufgerufenen ihre Kraftfahrzeuge ordnungsgemäß vorführte. Nur so konnte der festgesetzte Wochenschnitt von 130 Umkennzeichnungen annähernd erreicht werden.

Demgegenüber hatte die Stadt Rosenheim keine Schwierigkeiten. Bei den täglich 15 Geladenen gab es kaum schwarze Schafe, sodass die Stadt nach eineinhalb Jahren, also vor der gesetzten Zweijahresfrist, die Aktion abgeschlossen hatte. Rosenheim Stadt und Land erhielten das einheitliche Kennzeichen RO.
Die Stadt führte darüber hinaus die Buchstaben des Alphabets in einfacher Form, wozu dann noch die Nummern von 1 bis 999 kamen. Im Landkreis wurde der Buchstabe des Alphabets doppelt gesetzt, wodurch sich unzählig viele Kombinationen ergaben. Und noch eine Verschiedenheit zwischen Stadt und Land konnte festgestellt werden: in der Stadt Rosenheim wurde, im Gegensatz zum Landkreis, die Nummer 13 im Kennzeichen gerne gewählt. Ansonsten waren "schöne" Zahlen, wie 333 oder 500 der Renner. Die Zulassungsstellen erfüllten diese Wünsche damals bereitwillig und kostenlos.