Lehrlingswohnheime und Lehrlingssituation

Schon 1949 hatte der Kreisjugendring angeregt, ein Lehrlingsheim zu errichten. Viele Jugendliche mussten aus dem Landkreis zur Lehrstelle nach Rosenheim einpendeln. Oft konnte eine Lehrstelle nicht angetreten werden, da die Verkehrsverbindungen zu schlecht waren oder der Lehrling sich kein eigenes Zimmer in Rosenheim leisten konnte.
Diese Probleme konnten mit einem eigenen Wohnheim für Lehrlinge gelöst werden. 1950 gab der Rosenheimer Stadtrat der Arbeiterwohlfahrt und dem katholischen Lehrlingsschutzverein grünes Licht für den Bau ihrer Lehrlingswohnheime. Im September 1951 konnte dann der Lehrlingsschutzverein sein Wohnheim an der Küpferlingstraße feierlich eröffnen. 100 Lehrlinge fanden in Bayerns modernstem Lehrlingsheim Unterkunft.

Einen Monat später war auch das Wohnheim der Arbeiterwohlfahrt an der Ebersbergerstraße fertiggestellt, das 60 Betten für Lehrlinge anbot. In Zwei- oder Vierbettzimmern erhielten die Lehrlinge Unterkunft und Verpflegung. Daneben standen Bibliothek, Lese- und Vortragszimmer, Speisesaal, Küche, Wäscherei, Zentralheizung und moderne sanitäre Ausstattung zur Verfügung. 1975 wurde das AW-Wohnheim an der Ebersbergerstraße für 450.000 Mark verkauft und dient seit 1978 als Tag- und Nachtklinik für das Bezirkskrankenhaus Gabersee.
Im Jugendheim des Lehrlingsschutzvereins ist heute die Behinderten-Selbsthilfegruppe Elisabeth untergebracht. 1956 fand die bisher größte Lehrlingsfreisprechung in Rosenheim statt. 318 Jungen und Mädchen erhielten ihre Gesellenbriefe. Dennoch konnte das Angebot an Lehrlingen die Nachfrage nicht decken. Geburtenschwache Jahrgänge aus den Kriegsjahren und die gleichzeitig boomende Wirtschaft führte zu einem Überangebot an Lehrstellen, was einige Jahre früher sich noch ganz anders dargestellt hatte. 1951 fanden nur 10 Prozent der Schulabgänger sofort eine Lehrstelle. Deswegen hatten Caritas, Arbeiterwohlfahrt und die Berufsschule gemeinnützige Arbeiten zur Überbrückung angeboten.