Das erste Hochhaus

Der Bau von Rosenheims erstem Hochhaus an der Ecke Münchener-/Samerstraße war mit zahlreichen Hindernissen verbunden. Zunächst wollte die Regierung von Oberbayern Häuser mit mehr als vier Stockwerken nur für Großstädte zulassen. Nachdem die oberste Baubehörde aber die Pläne des Rosenheimer Stadtrats genehmigt hatte, konnte der Rohbau für ein 34 Meter hohes, zehnstöckiges Gebäude errichtet werden. Am 26. November 1956 wurde das Richtfest gefeiert und am 5. April 1957 zog das Kaufhaus Juhasz im bereits fertiggestellten Erdgeschoss des neuen Hauses ein.

Pünktlich um 8 Uhr wurde das Kaufhaus der Brüder Albin und Vilmos Juhasz, gebürtige ungarischer Kaufleute, mit der Einweihung der Verkaufsräume durch Stadtpfarrer Maier von Christkönig eröffnet. Die Gebrüder Juhasz hatten bereits in Reichenhall und in Freilassing Kaufhäuser errichtet. In Rosenheim gab es auf 700 qm Verkaufsfläche 26 Abteilungen, in denen von Schuhen, Lederwaren, Spielwaren, Haushaltswaren bis zu Textilien, Konfektion und Mode, von Schmuck bis zu Elektrogeräten, von Süßwaren bis zu allen Lebensmitteln alles zu haben war. Zusätzlich wurde ein Imbißstube für Schnellgerichte abgeteilt. Sobald als möglich wollte sich Juhasz auch auf den ersten Stock des Haushauses ausdehnen. Doch zunächst blieb es nur beim Bezug des Erdgeschosses, das Gebäude mit den restlichen geplanten 50 Wohnungen konnten nicht fertiggebaut werden.

Wegen finanzieller Schwierigkeiten blieb der Bau über zwei Jahre als Torso bestehen. Dem Bauherrn war es nicht gelungen, die Mittel für die Zwischenfinanzierung aufzubringen. Da er nur ein sehr geringes Eigenkapital von 40.000 Mark einbringen konnte, sprang die Baufirma für die Kosten des Rohbaus ein und musste darüber Konkurs anmelden. Seit dem Baubeginn im Frühjahr 1956 waren bereits 800.000 Mark finanziert worden. Weitere 700.000 Mark wurden für die Fertigstellung geschätzt. Somit wurde der Bau 1957 eingestellt. Hauptgläubiger mit einem Darlehen über 400.000 Mark war eine auswärtige Sparkasse. Daneben waren auch für 50.000 Mark Mieterdarlehen verbaut worden, die von den Mietern als Vorauszahlung geleistet wurden.

Im April 1959 wurde das halbfertige Gebäude zwangsversteigert und von den neuen Eigentümern, einem Rosenheimer und einem Münchener Geschäftsmann bis Ende des Jahres bezugsfertig gebaut. Die 49 Wohnungen konnten mit allem Komfort ab Dezember 1959 bezogen werden, wobei die Vorgeschichte die Vermietung hemmte. Das Kaufhaus Juhasz wurde 1960 auf den ersten Stock erweitert und bot noch eine besondere Attraktion, nämlich Rosenheims erste Rolltreppe. 

Zeitzeuge