Rosenheim als kinofreudigste Stadt

Nach einer Statistik des Bayerischen Städtetages galt Rosenheim 1951 als kinofreudigste Stadt Westdeutschlands. In den damals vorhandenen vier Kinos zählte man 750.000 Besucher im Jahr. Im Jahresdurchschnitt gingen die Rosenheimer also 25 Mal ins Kino, gegenüber einem Bundesdurchschnitt von 18 Mal. Auch die Anzahl der Sitzplätze lag pro 1.000 Einwohner in Rosenheim mit 75 Plätzen weit über dem Bundesdurchschnitt von 39 Plätzen. Bis Ende der 1950er Jahre hatte Rosenheim proportional immer noch mehr Kinobesucher als jede andere deutsche Stadt. Dabei kam ein Großteil der Besucher natürlich auch aus dem Landkreis.

Die Zahl der Rosenheimer Kinos war bis 1956 auf neun gestiegen, darunter Säle mit über 700 Sitzplätzen, in denen die Programme zweimal am Tag wechselten. Es gab die Kaiserlichtspiele in der Prinzregentenstraße, die Kammerlichtspiele in der Königstraße, das Kapitol mit einem großen und kleinen Haus in der Prinzregentenstraße, das Roxy-Lichtspieltheater Am Roßacker, die Prinzregenten-Lichtspiele in der Küpferlingstraße, den Filmpalast in der Samerstraße, den Centralpalast in der Rathausstraße und die Kurbellichtspiele am Ludwigsplatz. Allein 1956 wurden vier neue Kinos gebaut. Der Filmpalast, der am 6. Dezember 1956 mit dem "Hauptmann von Köpenick" eröffnet wurde, galt sogar als Bayerns modernstes Kino.

Über 700.000 Kinokarten wurden im Jahr umgesetzt. Kassenschlager 1956 war der Romy-Schneider-Film "Sissi", den in Rosenheim 26.000 Besucher, das heißt 84 % der Bevölkerung, sahen. Erst in den 1960er Jahren trat eine rückläufige Bewegung ein, wenn auch schon 1957 festgestellt wurde, dass trotz neu gebauter Kinos nicht mehr Karten verkauft wurden. So schlossen sich 1957 fünf Kinos, Kammerlichtspiele, Capitol mit großem und kleinem Haus, Roxy und Kurbel zu einer Kommanditgesellschaft unter dem "Kinokönig" Fritz Wolf, der in den 1960er Jahren Konkurs anmelden musste, und der Familie Degler zusammen, um aus dem vorhandenen Filmangebot günstigere Abschlüsse zu bekommen.

Das Angebot an neuen Filmen reichte nur etwa zur Hälfte aus, um die Ansprüche der neun Rosenheimer Filmtheater zu decken. Als erstes Kino mussten 1960 die Prinzregentenlichtspiele schließen. Ein Jahr später machte die "Kurbel" dicht. 1963 besaß bereits jeder siebte Rosenheimer einen eigenen Fernseher, was die Kinos zu spüren bekamen. Auch in Rosenheim setzte nun das große Kinosterben ein. Da half auch die Einführung automatischer Vorführgeräte, die den Vorführer ersetzten und damit die Unkosten senkten, nichts mehr. 1962 erhielt das Roxy-Kino die erste, derartige Anlage in Oberbayern. Zwei Jahre später schloss jedoch auch dieses Kino seine Pforten. Ein neuer "Kino-Boom" setzte erst über zwanzig Jahre später ein, als das Kino wieder zu einer attraktiven Alternative zum Fernsehabend wurde.