Rosenheimer Notgeld

Durch die militärischen und wirtschaftlichen Anstrengungen und Opfer im ersten Weltkrieg waren die Kräfte Deutschlands und Bayerns völlig erschöpft, das Reich in seinen Grundfesten erschüttert.
Die Währung war vor allem dadurch in Schwierigkeiten geraten, dass man seit Kriegsausbruch 1914 den Kriegsbedarf durch ausgiebigen Gebrauch der Notenpresse zu finanzieren suchte, das heißt wertbeständiges Geld, Münzen aus Gold oder Silber, wurden von der Reichsregierung gehortet, um damit die Rüstungs- und Kriegsmaschinerie finanzieren zu können.

Um den Bargeldbedarf zu decken, ließ die Deutsche Reichsbank als Ersatz für die Münzen Darlehensscheine drucken. Über 1.000 deutsche Städte und Gemeinden sahen sich gezwungen, Notgeld herauszugeben. Diese Situation änderte sich auch nach Kriegsende nicht.

Zum 21. Juni 1921 gab die Stadt Rosenheim eine sechsteilige Notgeldserie für 5, 10, 15, 25 und 50 Pfennig heraus. Die Vorderseiten der Scheine zeigten das Rosenheimer Stadtwappen. Darüber hinaus wurde der Verwendungszweck "Notgeld der Stadt Rosenheim - gültig für den Verkehr innerhalb des Stadtbezirks - Dieser Gutschein verliert seine Gültigkeit drei Monate nach Aufruf" aufgedruckt. Die Notgeldscheine zierten auf der Rückseiten mehrere Stadtansichten.
Trotz einer zweiten Auflage des Notgelds konnte man immer noch von einer gemäßigten Inflation sprechen. In den Jahren 1921 und 1922 gingen jedoch die spekulativen Investitionen des Ausland in Deutschland zurück, da das Vertrauen in die Reichsmark zunehmend schwand. Dieser Rückgang der Investitionstätigkeiten war mit verantwortlich für den Übergang der Inflation zur Hyperinflation.

Auch die Finanzierung des Ruhrkampfes nach der Besetzung des Ruhrgebietes durch Frankreich beschleunigte diese Entwicklung. Die Hyperinflation, die zu Hamster- und Wucherunwesen führte, versetzte die ganze Gesellschaft in Aufruhr und Verbitterung. Viele Bürger der Mittelschicht verloren ihr Sparvermögen durch die Geldentwertung. 1923 gab Rosenheim sieben Notenserien von 1, 2, 5, 10, 50 und 100 Millionen Mark sowie einen 500.000 Mark Schein heraus.
Von der Bayerischen Vereinsbank Rosenheim und der Gewerbe- und Landwirtschaftsbank Rosenheim flossen ebenfalls Inflationswerte in den lokalen Geldverkehr. Dabei handelte es sich um zwei verschiedene 500.000 Mark-Scheine und einen 2 Millionen Mark-Schein.

Durch die beinahe tägliche Geldentwertung gestaltete sich auch der normale Alltag für die Rosenheimer absurd. Kostete beispielsweise 1918 ein Ei noch 25 Pfennig, so bezahlte man dafür 1922 schon 180 Mark, im Sommer 1923 5.000 Mark und im November 1923 bereits 80 Millionen Mark.