Zuschütten des Stadtsees

Der Stadtsee war das erste künstlich geschaffene Naherholungsgebiet in Rosenheim und wurde im Herbst 1891 vom Verschönerungsverein auf der sogenannten "Poschenwiese" zwischen Kalten und Mangfall neben der städtischen Schwimmschule angelegt.

Die Rosenheimer nutzten ihre neue Freizeitanlage im Winter zum Eissport, im Frühling und Sommer für Ruderpartien und Spaziergänge.

Zum 1. April 1900 übernahm die Stadtgemeinde Rosenheim den See vom Verschönerungsverein, da dieser für die Unterhaltungskosten wie die Instandsetzung der Uferwege oder des Bootshauses nicht mehr aufkommen konnte.

Die jährlichen Wartungskosten zwangen die Stadt, von den zahlreichen Besuchern Eintritt zu erheben, doch auch damit rentierte sich der See nicht.

1924 wurde er an einen solventen Privatmann verpachtet, der in der Unterhaltung der Seeanlage einen gemeinnützigen Beitrag vor allem für die sporttreibende Jugend sah.

Noch im Jahr 1958, in dem der Stadtsee nur knapp zwei Wochen für Eissportler freigegeben war, wurden rund 16.000 Besucher gezählt. Deswegen stieß der Plan, dieses Erholungsgebiet aufzugeben und den Stadtsee zuzuschütten von Anfang an auf wenig Gegenliebe bei den Rosenheimern.

1958 tauchte die Idee, den See zuzuschütten, erstmals in der öffentlichen Diskussion auf, als Stadtrat Sepp Heindl dafür eintrat, den "Mückenweiher" einfach zuschütten zu lassen. Grund dafür waren die Probleme, die mit der Speisung des Gewässers durch die Kalten und mit der Nachbarschaft zum städtischen Schwimmbad verbunden waren.

Der See, der dem Freibad als Vorwärmbecken diente, war durch Schlamm- und Algenbildung zu einer "unansehnlichen Brühe" verkommen und das Wasser des Bades von entsprechend schlechter Qualität. Außerdem hätte sich die Stadt die zur Instandhaltung notwendigen Investitionen finanziell nicht leisten können.

So wurde 1956 im Zuge der notwendig gewordenen Umgestaltung des 1872 eröffneten Freibades der Plan gefasst, den störenden Stadtsee einzuebnen und zur Vergrößerung der Liegewiesen heranzuziehen.

Dennoch wurde 1957 das neue Freibad eingeweiht, ohne dass in den darauffolgenden Wintern die Besucher des Stadtsees auf ihr Eisvergnügen hätten verzichten müssen. Die Umsetzung der beschlossenen Einebnung zog sich hin, nachdem weite Kreise der Bevölkerung ihrem Unmut über das Projekt Luft gemacht hatten.

Doch als das "Ende" des Stadtsees kam, war es still geworden um den See. Im Frühjahr 1965 wurde mit dem Zuschütten begonnen, wobei sich nur vereinzelt Protest regte. Die Lokalzeitung druckte einen Leserbrief und man begnügte sich mit dem Vermerk, dass "der Stadtsee nicht mehr zu retten gewesen war". 

Zeitzeuge