Bücherverbrennung auf dem Max-Josefs-Platz
Noch bevor am 10. Mai 1933 deutschlandweit zur Vernichtung "undeutscher" Literatur aufgerufen wurde, nutzten Rosenheimer HJ, BDM und Jungvolk den "Tag der deutschen Jugend" am 7. Mai bereits zur Bücherverbrennung mit einer abendlichen Zeremonie auf dem Max-Josefs-Platz. Um 19.30 Uhr marschierten die Jugendverbände unter den Klängen der SA-Kapelle vor der Marienapotheke auf.
Parteiredner Hans Cramer rief in einer agitatorischen Rede zur Vernichtung von marxistischer Schundliteratur auf. Um welche Bücher beziehungsweise Autoren es sich handelte, bleibt unklar, da diese Literaturfeindlichkeit vorerst nicht weiter differenziert beziehungsweise nicht über Listen konkretisiert wurde. Mit Sicherheit handelte es sich aber um die bekannteren jüdischen Autoren beziehungsweise Regimekritiker wie Heinrich Heine, Thomas Mann, Arnold und Stefan Zweig, Bert Brecht, Alfred Döblin, Carl Zuckmayer etc. Hans Cramer rief seiner Zuhörer dazu auf, "diese lodernden Flammen mögen auch in Euren Herzen, deutsche Jugend, ein Feuer entzünden, das alles reinigen, allen Schmutz vernichten soll". Der Redner schloss seine Ausführungen mit einem Appell an die Jugend zu Ehre, Freiheit, Vaterland, Opfertreue und Pflichterfüllung für das deutsche Vaterland.
Noch während Cramers Rede begannen die Jugendverbände mit der Aufschichtung der mitgeführten Bücher und Schriften, die sie mit Petroleum übergossen und anschließend anzündeten. Das gemeinsam gesungene Deutschlandlied beendete die eindrucksvolle Kundgebung, der sich dann noch einige musikalische Darbietungen der SA-Kapelle anschlossen.
Mit der Bücherverbrennung fiel auch der Startschuss zur "Säuberung" der Rosenheimer Buchhandlungen und Büchereien im Vollzug des Reichskulturkammergesetzes. Besonders die katholischen Pfarrbüchereien versuchten hier eine Form von hinauszögerndem Widerstand, der besonders in den nie ganz aufzulösenden Jugend- und Kolpingsgruppen bis 1945 nachweisbar ist.