Bau der SA-Siedlung Kastenau

Nachdem ab dem Jahr 1933 im Zuge von diversen Wohnungsbauprojekten in der Kastenau eine Anzahl von Siedlungshäusern für kinderreiche Familien und Kriegsbeschädigte errichtet worden war, begann 1937 auch die SA eine Reihe von Heimstätten für ihre - wie es hieß, "verdienten Kämpfer" zu bauen.

Die SA war seit 1921 mit einer Abteilung in Rosenheim vertreten, gliederte sich während des Verbotes der NSDAP als sogenannter "Zug Klein" unter Führung von Dr. Ernst Klein in den Wehrverband "Chiemgau" ein, um später während der Zeit des Dritten Reichs mit der SA-Jägerbrigade 84 im Inn-Oberland präsent zu sein.

Als im Sommer 1937 mit dem Bau der ersten SA-Siedlungshäuser in der Kastenau begonnen wurde, war dies in erster Linie auf die Initiative von Oberbürgermeister Georg Zahler zurückzuführen, der sich in seiner Rolle als SA-Strurmbannführer zusammen mit Sturmführer Josef Riggauer, der auch Mitglied des Reichstages war, für das Projekt eingesetzt hatte.
Neben den insgesamt 68 Siedlungshäusern für Kinderreiche und Kriegsbeschädigte und den 1933 errichteten sog. "Kaffemühlhäuseln" wuchs die Zahl der anfangs errichteten 20 SA-Heimstätten bis zum Jahr 1940 auf 37 Häuser an.

Die Häuser selbst- von Sturmführer Hans Thäle entworfen und unter dem freiwilligen Einsatz von SA-Männern errichtet - wiesen jeweils fünf Räume sowie Keller, Speicher, Waschküche und Vorgarten mit Kleintierställen auf. "Platz genug", schrieb der Rosenheimer Anzeiger 1938, "für viele gesunde Jungen und Mädchen, die in diesen Häusern heranwachsen mögen um den SA-Geist ihrer Väter fortzuerhalten".
Der Mietpreis betrug damals monatlich etwa 26 Reichsmark. Insgesamt konnte die SA-Siedlung - ähnlich den übrigen Siedlungsbauten in der Kastenau - mit ihren in Gemeinschaftsarbeit errichteten Häuschen, der Erschließung von Neuland und dem Zusammenleben einer "gesunden und tüchtigen, vaterlandsliebenden Siedlergemeinschaft" als Idealbild für die sozialen wie politischen Fortschritte im Dritten Reich präsentiert und damit für Propagandazwecke eingesetzt werden.