Ausstellungszentrum Lokschuppen Rosenheim

Mit den "Bajuwaren" fiel die Entscheidung - der alte Rosenheimer Lokomotivschuppen wurde Ausstellungsgelände.

Die Lokomotivremise, die 1858 mit dem Rosenheimer Bahnhof errichtet wurde, hatte bereits nach zwanzig Jahren ihre eigentliche Funktion verloren. 1873 wurde der Bahnhof an den damaligen Stadtrand verlegt und das alte Bahnhofgebäude als Rathaus genutzt.

Der Lokomotivschuppen führte lange Zeit, verdeckt durch das später angebaute Stadtlagerhaus, ein Aschenputteldasein. Nach dem Abbruch des maroden Stadtlagerhauses 1983 präsentierte er sich zusammen mit dem Rathaus als jenes Bau- und Funktionsensemble, das es einstmals war.

Der ehemalige Lokschuppen wurde unter Denkmalschutz gestellt und damit entstand für die Stadt die Frage nach einer künftigen Verwendung. Die günstige Lage zur Innenstadt, zu Rathaus, Ämtern und Banken forderte eine städtebaulich optimale Nutzung. Sehr früh wurde über eine kulturelle Nutzung für die jugendliche Kulturszene nachgedacht. Künstlerwerkstatt, Übungsräume, Ausstellungs- und Verwaltungsraum mit Kleinkunstbühne waren im Gespräch.

Mit der Möglichkeit, die bayerisch-salzburgische Landesausstellung "Die Bajuwaren 488 bis 788" in Rosenheim zu zeigen, falls ein geeignetes Ausstellungsgebäude zur Verfügung stände, war das Schicksal des Lokschuppens entschieden. Rund zwei Drittel der für den Umbau der Rotunde zur Ausstellungshalle erforderlichen Mittel kamen vom Freistaat Bayern. 2,8 Millionen Mark von den Gesamtkosten von über 8 Millionen musste Rosenheim aufwenden, damit die Stadt ein unverwechselbares, vielseitig zu nutzendes Ausstellungsareal mit 1.600 Quadratmeter Nutz- und 1.200 Quadratmeter Ausstellungsfläche erhielt.

Den ausgelobten Wettbewerb gewann die Architektenbürogemeinschaft Professor Joseph Karg und Manfred Kessler. Umfassende Renovierungsarbeiten zur Erhaltung der historischen Substanz waren erforderlich, um den Lokschuppen in ein attraktives Ausstellungsgebäude umzugestalten, das den Ansprüchen einer Landesausstellung genügen konnte.

Unter hohem Zeitdruck - der Ausstellungsbeginn stand bereits fest - und in einer relativ engen Kostenschere begann der Umbau. Die zunächst veranschlagten Kosten von fast 16 Millionen wurden durch massive Einsparungen und drastische Reduzierung des Ausbau-Standards, einer starken Beschränkung im Bereich der Unterkellerung und der Dachsanierung halbiert.

Das Ergebnis konnte sich trotzdem sehen lassen. Neben Büroräumen und einem großzügigen Foyer wurde auch ein Cafe eingerichtet. Die Flügel des Lokschuppens vermietete die Stadt an den Stadtjugendring bzw. die Nachbarschaftshilfe mit Kinderhort. Eine heftig geführte Diskussion um den Namen der neuen Ausstellungshalle, von Alter Bahnhof bis Lokrotunde reichten die Vorschläge der einzelnen Parteien, verlief im Sand. Die Rosenheimer blieben hartnäckig beim alten Namen Lokschuppen.

Nach einer zweijährigen Sanierung konnte der Lokschuppen im Mai 1988 mit der Eröffnung der Bajuwarenausstellung glanzvoll seiner Bestimmung übergeben werden. Nach der Bajuwaren-Ausstellung, die 180.000 Besucher nach Rosenheim lockte, folgten neben anderen Ausstellungen wie u. a. "Der Inn" oder "Deutsche im Osten" auch kommerzielle Veranstaltungen. Als die größten Erfolge konnten aber sicher die Ausstellungen "Die Bajuwaren" und "Die Kelten" bezeichnet werden. Als Abschluss der Trilogie folgen im Jahr 2000 "Die Römer zwischen Alpen und Nordmeer".

Der Lokschuppen erwies sich als besonders attraktiver Standort mit idealen Ausstellungsflächen, die sich vor allem für großformatige Objekte eignen. Durch die unmittelbare Nachbarschaft von Stadthalle, Städtischer Galerie und Stadtarchiv entwickelte sich mit dem Lokschuppen eine Kulturmeile der Stadt.