Ansässige Photographen

Mit den ersten Wanderphotographen wuchs das Bekanntwerden und damit auch das Interesse und die Nachfrage an der Photographie. So konnten je nach Größe des Ortes und technischer Qualifakation des Photographen fest ansässige Ateliers entstehen, wobei sich auch hier die Entwicklung in Rosenheim etwa um zehn bis zwanzig Jahre verzögerte.

Das erste Atelier in Rosenheim läßt sich 1866 nachweisen. Vergleichsweise entsteht in München bereits 1839, in Nürnberg und Erlangen 1846, in Bamberg und Kempten 1847 und in Augsburg 1849 das erste seßhafte Photoatelier.

Trotz dieses zeitlichen Rückstands war Mitte des 19. Jahrhunderts in Rosenheim das Interesse und die Nachfrage an der Photographie bereits sehr groß. Im Rosenheimer Anzeiger von 1865 19) wird zum Beispiel der Kauf einer praktischen Anleitung zur Überwindung photographischer Schwierigkeiten empfohlen; ebenso inserieren Buchhandlungen für den Verkauf von Photographie-AIben und Photoportraits des Königs von Bayern und der Königsfamilie 20).

Nach der Niederlassung des ersten festansässigen Ateliers 1866 werden Wanderphotographen seltener nach Rosenheim gekommen sein; die Werbeinserate verzeichnen jedenfalls nur noch zwei Reisephotographen, wobei natürlich eine gewisse Übergangszeit zu bemerken ist. So war es offenbar eine gängige Praxis, daß photographische Ateliers renommierte Photographen zeitweilig beschäftigten bzw. das eigene Atelier untervermieteten. lm Atelier von Edmund Gutbier in der Heilig-Geist-Gasse (heute Stollstraße) zum Beispiel war einige Zeit der Photograph Eduard Gerrold beschäftigt (s. dort).

Die Anbieten der eigenen Tätigkeit in bereits etablierten Räumen mit Hinweis auf die Empfehlung eines bereits ortsansässigen Photographen war vor allem wegen des Mißtrauens gegenüber Reisenden ohne festen Wohnort wichtig. Die Konkurrenz, die solche eingemieteten Reisephotographen bedeuteten, scheint keine große Rolle gespielt zu haben· eher wurden diese meist nur für ein bis zwei Jahre tätigen Photographen als "Zugpferde" für ein mäßig gehendes Geschäft eingesetzt.

Die Rosenheimer sind offenbar doch lieber in die etablierten Ateliers gegangen, in denen der Geschäftsinhaber auch der tätige Photograph war und somit für die gelungenen (oder auch nicht) Portraits einstand. Jedenfalls haben sich die Atelierbesitzer, die sich mit der Beschäftigung von Reisephotographen mehr Werbung und Umsatz erhofften, meist nicht lange halten können, wie beispielsweise das Atelier in der Frühlingstraße 10 unter Babette und später ihrem Sohn A(nton) Neumayer zeigt. Trotz auffällig vieler Werbeanzeigen und schließlich der Verpachtung des Ateliers an den angestellten geschäftsführenden Photographen bestand das Neumayer'sche Atelier nur vier Jahre.