Beginn der Photographie in Rosenheim und ihre Verbreitung bis 1918

In mittleren und kleineren Städten und Märkten des Königreichs Bayern vollzog sich die Einführung und Akzeptanz der Photographie wesentlich langsamer als in der Residenzstadt München oder in größeren Industriezentren wie zum Beispiel Nürnberg, Erlangen, Würzburg oder Augsburg.

Zur Geburtsstunde der Photographie 1839 war eine industrielle Entwicklung in Rosenheim erst im Wachsen. Die eigentliche Industrialisierung und damit auch das Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum setzte mit Bau der Eisenbahn in der Mitte des 19. Jahrhunderts ein 1).

Zu diesem Zeitpunkt lassen sich auch die ersten Photographen in Rosenheim nachweisen. Bekanntgeworden ist hier die Erfindung der Photographie aber sicher schon früher. Wann allerdings die Rosenheimer zum erstenmal von dieser Entdeckung erfuhren, und wann zum erstenmai ein Photograph in Rosenheim auftauchte, ist auf Grund der spärlichen Quellenlage nicht mehr feststellbar.

Für den nachfolgenden Überblick über Rosenheimer Photographen und ihre Ateliers konnte nur wenig Aktenmaterial herangezogen werden.

Zunächst war das Photographieren eine freie Erwerbsart, das heißt es mußte seit 1849 zwar eine Berechtigungslizenz, aber keine Gewerbekonzession erworben werden. Somit hat sich auch in den Gewerbeakten des Stadtarchivs kein Niederschlag gefunden.

Gewerbeanmelderegister existieren erst ab 1871 und sind nur bis 1897 vorhanden. Adreßbücher, die meist auch einen Geschäftskalender mit Berufsübersicht enthalten, gibt es in Rosenheim erst ab 1890.

Einen gewissen Ersatz bildeten die Heimat-, Ansässigmachungs- und Verehelichungsakten ab 1825, die allerdings nicht jeden in Rosenheim wohnhaften Photographen automatisch erfassen, da nicht jeder das Heimat- oder Bürgerrecht in Rosenheim erworben hatte.

Städtische Meldeunterlagen liegen erst ab den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts vor, so daß bei der Recherche der Frühzeit der Photographie in Rosenheim vor allem auf den Zeitungsbestand "Rosenheimer Anzeiger" (bis 1863 Rosenheimer Wochenblatt) zurückgegriffen werden mußte 2), wobei sich - angesichts der Materialmenge - eine Beschränkung auf die Werbeannoncen von selbst ergab. Allerdings inserierte auch nicht jeder Photograph in der Zeitung, so daß die folgende Auflistung der in Rosenheim tätigen Photographen nicht den Anspruch auf Vollständigkeit erheben kann 3).