Neues Leben im Hofbräu

Zwischen 1994 und 1996 wurde der traditionsreiche Brauereikomplex des Hofbräu revitalisiert.

Mit kaum einem Gebäude der Stadt verbinden die Rosenheimer so viele Erinnerungen wie mit dem Hofbräu in der Kaiserstraße. Der zu dem alten Brauereikomplex gehörende Saal war zwischen seiner Eröffnung 1878 und seiner Schließung 1967 ein kultureller und gesellschaftlicher Mittelpunkt der Stadt.

In den 1970er und 1980er Jahren waren die Gebäude des alten Brauereianwesens nur minderwertig genutzt, standen leer und verfielen. Nachdem 1988 der Abbruch aller Gebäudetrakte, auch des denkmalgeschützten Saales, geplant war und die Eigentümerin Antonie Eutermoser den Bau eines Altenheims an dieser Stelle beabsichtigte, sprachen sich zahlreiche Bürger und auch die örtliche Presse für die Erhaltung des Hofbräus aus.

Am 20. Juli 1992 stürzte schließlich das Dach des inzwischen baufällig gewordenen Sudhauses an der Landwehrstraße ein. 1993 erwarb die Stadt Rosenheim den Saaltrakt an der Weinstraße und 1994 begann Antonie Eutermoser mit der aufwendigen Sanierung der übrigen Gebäude.

Im November 1996 fand die feierliche Eröffnung des neuen Hofbräus statt. 30 Millionen Mark hat Antonie Eutermoser in die Sanierung gesteckt, die bisher größte Investition für die Rosenheimer Altstadtsanierung. Der wirtschaftliche Erfolg des neuen Stadtquartiers blieb jedoch vorerst aus.

Während zwei neue Gaststätten, das Restaurant "Wieningers Hofbräu" und die Bar "Oscar`s" sich zu festen Bestandteilen der Rosenheimer Gastronomie entwickelten, wurde ein drittes Lokal bald nach der Eröffnung geschlossen. Die Markthallen mit kleinen Feinkostläden mussten wegen ihrer benachteiligten Lage innerhalb der Rosenheimer Innenstadt schon ein Jahr nach der Eröffnung zusperren. Auch das Hotel garni im Eckhaus zur Kaiserstraße und viele der neuen Büros stehen noch im vierten Jahr nach der Fertigstellung leer. Vor allem der Mangel an Parkplätzen schreckte viele Interessenten ab.

Titelte das OVB noch 1996 anlässlich der Hofbräu-Eröffnung "Mit dem Hofbräu erwacht ein starkes Stück Altstadt zu neuem Leben", lauteten die Überschriften 1999 nicht mehr so positiv. Die Sanierung des Hofbräus durch Antonie Eutermoser ist jedenfalls eine beispielhafte Tat für die Entwicklung der Rosenheimer Altstadt. Doch wird sich ein Erfolg des gesamten Projekts wohl erst in einigen Jahren einstellen.

Die Rosenheimer haben "ihren" Hofbräu jedenfalls wieder, auch wenn die Sanierung seines Herzstückes, des Saales, erst mit dem Verkauf an den Bad Aiblinger Diplom-Ingenieur Stephan Ohm in den nächsten Jahren erfolgen wird.