Luftschutz und Luftangriffe

Der erste Luftangriff auf Rosenheim wurde am 20. Oktober 1944, also relativ spät und zu einem Zeitpunkt, als München schon schwerste Bombenangriffe hinter sich hatte, mit mehreren 100 Flugzeugen und dem Angriffsziel Bahnhof und Bahnanlagen geflogen.

Bereits 1933 informierte der Rosenheimer Anzeiger über die Gründung eines Luftschutz-Beirates und eines Luftschutz-Verbandes. Auslöser war die in München gezeigte Luftschutz-Ausstellung des Deutschen Luftschutzverbandes, die auf Deutschlands "luftempfindliche Lage" aufmerksam machen wollte.
Grundsätzlich war jeder Einwohner Rosenheims verpflichtet, sich als Luftschutzhauswart und -blockwart oder dem Sicherheits- und Sanitätsdienst, also beispielsweise der Feuerwehr, dem Nachrichtendienst oder dem Sprengtrupp, zur Verfügung zu stellen. Außerdem mussten regelmäßig Luftschutzübungen durchgeführt werden.

Bis 1937 gab es immer wieder erhebliche Schwierigkeiten bei der Durchführung der Übungen und Appelle, da die meisten dazu eingeteilten Rosenheimer Bürger keine Notwendigkeit dafür sahen.
Auf nachdrückliches Drängen des zuständigen Polizeichefs Johann Schilcher wurde am 28. Januar 1937 durch eine Bekanntmachung des Oberbürgermeisters die Zuwiderhandlung gegen die Luftschutzverordnung unter Strafandrohung gestellt, nämlich 150 Reichsmark Geldbuße oder vierzehntägige Haft. Mit Kriegsbeginn bekam der Luftschutz eine neue Gewichtung. Bis 1943 war die Luftschutzorganisation sehr ausgefeilt: es gab eine örtliche Luftschutzleitung bestehend aus 20 Personen, Schutz- und Kriminalpolizei zur Bedienung der Luftschutzfern- und Warnfernsprechstellen, der Alarm- und Warnsysteme bei einem Fliegerangriff, sowie zum Feststellen der bei einem Luftangriff Getöteten.
Außerdem wurden Melder im Nachrichtenwesen rekrutiert (besonders aus der Hitler-Jugend), ein Feuerlöschwesen, Gasabwehrdienst, Luftschutzsanitätsdienst und Luftschutz-Rettungsstellen eingerichtet.

Die Selbstschutz-Organisation setzte sich aus zehn Untergruppen, 188 Luftschutzblocks und 682 Gemeinschaften zusammen. Luftschutzräume waren in Rosenheim zunächst nur ungenügend vorhanden, nämlich zum Stand November 1943 fünf Luftschutzräume. Im Ernstfall waren zwei Drittel der Bevölkerung nicht oder nur ungenügend geschützt.
Bis Februar 1944 hatte die Stadt für weitere Luftschutzräume und Deckungsgräben gesorgt, sodass für etwa die Hälfte der Rosenheimer Schutzräume zur Verfügung standen.

Vom 20. Oktober 1944 bis zum 21. April 1945 wurden vierzehn Luftangriffe auf Rosenheim geflogen. Als bedeutender Verkehrsknotenpunkt in der Schnittstelle München - Salzburg - Wien bzw. München - Innsbruck - Italien wurde vor allem der Bahnhof und die umliegenden Gebäude bombardiert. Schwer getroffen wurden auch die Klepperwerke.
Vereinzelt trafen die Bomben aber auch andere Gebiete der Stadt sowie die Randgemeinden Ziegelberg, Stephanskirchen, Aising, Happing, Westerndorf St. Peter und Pfaffenhofen.

Der schwerste Angriff fand am 18. April 1945 statt, als ca. 1.300 Sprengbomben aus 200 Flugzeugen auf den Bahnhof fielen und diesen komplett zerstörten. Bilanz dieses Angriffs, der nur von 14.40 bis 14.55 Uhr dauerte, waren 53 Tote, 36 Verwundete und über 800 Obdachlose. Eine komplette Aufstellung aller Luftangriffe und deren Folgen schickte der Oberbürgermeister als örtlicher Luftschutzleiter regelmäßig an den Stabsoffizier der Münchener Schutzpolizei. So fielen auf Rosenheim insgesamt über 4.000 Spreng- und Brandbomben, knapp 200 Menschen starben, 189 wurden verwundet, fast 3.000 obdachlos.

Zeitzeugen