Lebensmittelknappheit

Das Foto scheint auf den ersten Blick eher nichtssagend und belanglos: eine Schlange wartender Kunden vor dem Tabakgeschäft von Franz Stocker in der Münchenerstraße 7. Der pensionierte Reichsbankrat Ernst Seiffert hatte diese Aufnahme zusammen mit einem Dutzend ähnlicher Bilder, die alle wartende Menschen vor Geschäften und den Verkaufsständen am Grünen Markt zeigen, im Kriegssommer 1941 gemacht.
Solche Dokumente der herrschenden Versorgungsengpässe passten allerdings nicht in das von den braunen Machthabern verordnete offizielle Bild ihres "tausendjährigen Reiches", weshalb die Polizei dem Amateurphotographen diesen Film abnahm.

Engpässe in der Lebensmittelversorgung traten bereits bei Kriegsausbruch auf. Besonders der Mangel an Milch und Brot als Grundnahrungsmittel vor allem für Kinder wurde beklagt. In den monatlichen Stimmungsberichten, die der Landrat an die Regierung von Oberbayern abliefern musste, und die selbstverständlich "geheim" waren, drückt sich die zunehmende Verschlechterung der Stimmung deutlich aus.

Die Preissteigerungen, sowohl die offenen, als auch die getarnten, setzten sich trotz aller behördlichen Gegenarbeit ab 1940 in verstärktem Tempo fort und beunruhigten weite Kreise der Verbraucherschaft. Obst, Geflügel, Brennstoffe, Lederwaren, wurden zu Rekordpreisen gehandelt, am Markt der Spinnstoffe, Schuhe und Hausgeräte musste für schlechte Ware das gleiche Geld wie vordem für die beste Qualität bezahlt werden.
Die zunehmende Fleischrationierung und besonders die Bierkontingentierung machte böses Blut. Mit einher ging die Verknappung von Mineralwasser und Limonaden, was zur Folge hatte, dass die arbeitende Bevölkerung zeitweise weder Bier noch Limonade erhielt. Besonders unbeliebt war das neue "großdeutsche" Einheitsmenü". So musste eine vierköpfige Familie sich an einem Wochentag mit Grießsuppe, bestehend aus 30 Gramm Fett und 60 Gramm Grieß, Kartoffelauflauf und breiten Nudeln begnügen.