Die Wohnstube des Ruedorffer-Hauses in der Kaiserstraße

um 1905
Die Wohnstube des Ruedorffer-Hauses in der Kaiserstraße um 1905

Das traditionsreiche Lebzelter- und Wachsziehergeschlecht der Ruedorffer war seit Mitte des 16. Jahrhunderts in Rosenheim ansässig und zählte über Jahrhunderte zu den vornehmsten Bürgerfamilien des Marktes. Mit Georg Ruedorffer, der bereits das heutige Haus Kaiserstraße 1 bewohnte, stieg die Familie 1618 zunächst in den Äußeren, und eine Generation später mit Bartholomäus Ruedorffer 1640 in den Inneren Rat ein, dem es bis zum Ende des Alten Reiches angehörte. Neben mehreren Bürgermeistern, Beamten und kommunalen Amtsträgern brachte das Geschlecht im 17. Jahrhundert auch bedeutende Gelehrte hervor, wie die beiden Benediktinerpatres und Professoren der Salzburger Universität, Bernhard und Edmund Ruedorffer. Wolf Jakob Ruedorffer darf als Gründer des Rosenheimer Heilbades angesprochen werden, denn er leitete im Jahr 1700 das Wasser des Küpferlingbachs in sein Haus bei der Lorettokapelle. Mit dem letzten männlichen Spross der Rosenheimer Linie, dem langjährigen Landtagsabgeordneten Sebastian Ruedorffer (1854-1926), verabschiedete sich das Geschlecht aus der Rosenheimer Geschichte. Sebastian Ruedorffer erwarb sich auch Verdienste als Kommunalpolitiker und durch die Pflege der Bücherei der Stadt Rosenheim. Das Geschäft übernahm nach seinem Tod sein 1886 in Bruckmühl geborener Schwiegersohn Kaspar Hartl, Dozent für Volkswirtschaftslehre an der staatlichen Hochschule für Landwirtscaft und Brauerei in Weihenstephan. Hartls Antrag, für sich und seine Familie nachträglich den Familiennamenamen Ruedorffer anzunehmen und damit in Rosenheim lebendig zu halten, wurde abschlägig beschieden.
Doch das hochinteressante Wohnhaus der Ruedorffer in der Kaiserstraße mit dem charakteristischen Eckerker legt nach wie vor Zeugnis ab vom Wirken dieses so bedeutenden Hauses. Das Kalenderbild zeigt die Wohnstube im Erdgeschoss.

Text: Tobias Teyke
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2009/12

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