Die Papinslaube im Riedergarten

1912

Der Name „Papinslaube“ des Gartenhäuschens erinnert an den aus dem italienischen Bisolo stammenden Maurergesellen Martin Papin, der in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ausgehend von bescheidenen Verhältnissen als Bierbrauer, Gastwirt, Handelsmann und Schiffsherr ein stattliches Vermögen erwirtschaftete und sich als Wohltäter des Spitals und des neu gegründeten Kapuzinerklosters hervortat. Hinter seinem Haus am inneren Markt, dem später „zum Santa“ genannten Weinhaus, befand sich schon zu seiner Zeit ein Lustgarten, der ein Gartenhäuschen mit einer kleinen Stube und Kammer umschloss. Darin waren 1605 vorübergehend die ersten in Rosenheim angekommenen Kapuziner beherbergt, weswegen das Bauwerk später als das „erste Kloster von Rosenheim“ bezeichnet wurde. Aufgrund der Beengtheit dieses Bauwerks zogen die Mönche wenig später um in den Hinterstock von Papins Haus, wo er eine Privatkapelle eingerichtet hatte.
Das in diesem Kalenderbild gezeigte Gartenhäuschen mit welscher Haube lag hinter dem Haus „zum Santa“ jenseits des Stadtgrabens im heutigen Riedergarten, und damit im Bereich von Papins Lustgarten. Nach Ansicht von Ludwig Eid, der es 1907 beschrieben hat, dürfte der Unterbau tatsächlich noch aus dem 16. Jahrhundert stammen, ebenso wie eine frühere Renaissance-Eisenstiege, die damals bereits durch einen nüchternen hölzernen Aufgang ersetzt worden war. Die Gartenlaube, die in ihrer Form in Rosenheim einzigartig war, wurde um 1950 abgebrochen. Auf dem Kalenderbild ist im Hintergrund der Kirchturm von St. Josef zu erkennen.
Der Bereich des Riedergartens war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ein Feuchtgebiet mit moorigem Untergrund. Erst die Regulierung von Inn und Mangfall schuf die Voraussetzung, dass im Zusammenhang mit dem Eisenbahnbau eine Gartenanlage mit geschwungenen Wegen und Beetanlagen entstand. Seit 1925 ist der Garten in städtischem Besitz. 

Text: Tobias Teyke
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2009/5

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