Der Ludwigsplatz
um 1900
Ursprünglich schied sich Rosenheim in den inneren und äußeren Markt, auch Vormarkt genannt. Dieser Vormarkt gliederte sich in verschiedene, kleinere Märkte, den Eiermarkt (heute Grüner Markt) in der Mitte, den Schweinemarkt bei der Färbergasse und den Köstenmarkt entlang den Hausnummern 28 bis 31, also vom Schuh Reindl bis zum Gietlhaus. Aus diesen Märkten bestand der heutige Ludwigsplatz, der seinen Namen nach König Ludwig I. ca. 1825 erhielt. Bei der Neubezeichnung und Neunumerierung der Straßennamen 1882 wurden die Sonderbezeichungen der einzelnen Märkte in den Ludwigsplatz mit einbezogen.
Das Kalenderbild zeigt den Blick von der Kaiserstraße auf den Ludwigsplatz um 1900. Rechts ist das alte Schuhhaus Reindl zu erkennen. 1923 baute der damalige Besitzer Karl Reindl nach Erwerb des Nachbarhauses das Gebäude um. Links davon steht das sog. Daumann-Haus, das dem Gold- und Silberarbeiter Xaver Daumann gehörte. 1919 wurde es vom Schuh- und Lederhändler Alfons Sigl erworben, dem das benachbarte, kleine Gebäude gehörte. Sigl wollte sein zweigeschoßiges Haus aufstocken und eine einheitliche Häuserfront zum Gietlhaus schließen. Dies konnte er allerdings erst in den 1930iger Jahren verwirklichen. Vor dem Reindl-Haus steht noch der alten Fischbrunnen. 1868 war der alte, mit einer Marienstatue versehene Brunnen abgebrochen worden. An seine Stelle trat auf einem zweistufigen Sockel ein Brunnen mit quadratischem Grundriß. Er war ganz aus Gußeisen, das Wasser floß in vier Schalen, die Spitze krönte eine Blumenschale. Hier wurde auch Freitags und in der Fastenzeit der Fischmarkt abgehalten, wobei zum Frischhalten der Ware das Brunnenwasser verwendet wurde. Dadurch erhielt der Brunnen den Namen Fischbrunnen. 1927 wurde der Ludwigsplatz asphaltiert; der alte Fischbrunnen wurde durch einen neuen Brunnen mit Figur und kunstvollem Gitter ersetzt. An die alte Verwendung erinnert nur noch der Fisch in der Hand der Brunnenfigur.
Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2000/1