Die Freiwillige Sanitätskolonne Rosenheim, um 1895

Der Schweizer Henry Dunant gilt als Begründer der internationalen Rotkreuz-Bewegung. In Bayern entstand in den 1860er Jahren der „Landes-Hilfs-Verein“, der ebenfalls das Rote Kreuz als Schutzsymbol verwendete. Als Untergliederung dieses Vereins wurden in zahlreichen Städten sogenannte Freiwillige Sanitätskolonnen gegründet. Die Rosenheimer Sanitätskolonne formierte sich im Oktober 1892. Die Kolonnenführung übernahm der Hauptmann Martin Ebersberger;
die Ärzte Dr. Max Dirr und Dr. Benedikt Schelle begannen mit der Ausbildung der Mitglieder zu Sanitätern. Aufgaben der Sanitätskolonne waren die Unterstützung des Militärsanitätsdienstes im Kriegsfall und in Friedenszeiten der Rettungs- und Krankentransport.
Mit einer Rädertrage und einer gut gefederten Kutsche – einem Landauer – erfolgte die Beförderung von Kranken und Verletzten durch die Mitglieder der Sanitätskolonne. Ab 1895 übernahm die Sanitätskolonne auch den Transport von Schwerkranken in das Rosenheimer Krankenhaus. Schon nach kurzer Zeit hatte sich die Kolonne zu einem „unentbehrlichen Faktor im öffentlichen Leben Rosenheims“ entwickelt, schrieb der „Rosenheimer Anzeiger“. Am 6. Dezember 1902 feierte die Sanitätskolonne mit einem großen Wohltätigkeitsfest im Saal des Hotels „Deutscher Kaiser“ ihr 10jähriges Bestehen.
Die Fotografie stammt aus der Zeit um 1895 und dürfte bei einer auswärtigen Übung entstanden sein. Im Hintergrund ist ein Bierwagon der Münchner Brauerei Eberl-Faber zu sehen. Etwa in der Mitte der Gruppe stehen Kolonnenführer Martin Ebersberger, der an mehreren Abzeichen auf der Brust zu erkennen ist, und neben ihm – mit vorgestreckter Hand – Stabsarzt Dr. Max Dirr.

Text: Karl Mair (Stadtheimatpfleger)

Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2015/4

Die Freiwillige Sanitätskolonne

Am 9. Oktober 1892 gründete sich im Gasthaus Weißensteiner am Max-Josefs-Platz (heute Cafe Weth) die Rosenheimer Sanitätskolonne, der Vorläufer des Roten Kreuzes. Auf Initiative von Hauptmann Martin Ebersberger, Hofrat Dr. Max Dirr und Bezirksarzt Dr. Benedikt Schelle organisierten sich damals 46 weitere Rosenheimer für den Dienst am Nächsten unter dem Zeichen des Roten Kreuzes. Drei Jahre später, 1895, war die von den Ärzten Dr. Dirr und Dr. Schelle durchgeführte Ausbildung der Mitglieder zu Sanitätern abgeschlossen. Bis dahin waren Kranke und Verletzte noch wie „Stückgut" von den Rosenheimer Dienstmännern zum Arzt oder ins Krankenhaus transportiert worden. Nun übernahmen ausgebildete Kräfte diese Aufgabe und konnten auch vor Ort bereits erste Hilfe leisten. Eine „Rädertrage" gestaltete einen behutsameren Transport der Kranken, auch wenn oft stundenlange Wege damit zurückgelegt werden mußten. Mit einem „Landauer", einer gefederten Kutsche, wurde einige Jahre später bereits eine wesentliche Verbesserung erzielt. Die dazu benötigten Pferde stellten die Rosenheimer Lohnkutscher jederzeit unentgeltlich zur Verfügung. Aber erst nach dem ersten Weltkrieg wurde der erste Sanitätskraftwagen, ein Daimler Benz, für über 15.000 Reichsmark aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen angeschafft.
Das Kalenderbild zeigt den Fahrpark und einen Zug der freiwilligen Sanitätskolonne vor dem Sanitätsdepot an der Rückseite des Lokschuppens. Im Hintergrund ist das Städtische Lagerhaus zu sehen, das in der Rotunde des Lokschuppens stand.

Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2002/10