Im Pernlohnerkeller

um 1900
Der Pernlohnerkeller um 1900

Im 18. Jahrhundert wurde eine Anzahl von Bauernhöfen im Weiler Roßacker, auf der Anhöhe westlich von Rosenheim, von den Rosenheimer Bräuern angekauft, um in Bier-Lagerkeller umgewandelt zu werden. Diese Keller dienten zur Lagerung des Biers, das erst fünf bis sechs Monate nach dem Sud als Sommer- oder Winterbier zum Ausstoß kam. Seit dem späten 18. Jahrhundert entstanden zu den Bierkellern Sommerschänken, die den "Kellerberg" Roßacker zum Rosenheimer Ausflugs- und Vergnügungsviertel machten. Der Ausschank des Biers wurde bald selbstverständlich, so dass eines der beliebtesten Freizeitvergnügen für die Rosenheim der Gang "auf den Keller" war. Um 1900 bestanden hier acht Kellerwirtschaften mit Biergärten, Ständen für Speisen und Tabakwaren und Kegelbahnen. Den meisten dieser Keller sah man ihre ursprünglich bäuerliche Herkunft noch an. So auch dem Pernlohnerkeller auf dem Roßacker, der aus dem Schneiderbauerngut entstanden war, und als spätere Hausnummer 7 unmittelbar neben der Roßackerkapelle lag. Das ehemalige Bauernhaus und drei neugebaute Trakte umschlossen einen Innenhof, in dem man unter schattigen Kastanien sein Bier genießen konnte. Der Pernlohnerkeller gehörte dem Pernlohnerbräu Thomas Steinbök, der ihn ab 1861 durch zahlreiche An- und Umbauten zur größten und repräsentativsten Kellerwirtschaft Rosenheims machte. Sonn- und Feiertags spielten hier neben der Stadtkapelle unter dem Musikmeister Franz Xaver Berr auch große Münchener Kapelle oder Militärkapellen. Anlässlich des 700jährigen Regierungsjubiläums des Hauses Wittelsbach fand im August 1880 hier ein großes Kellerfest statt. Ein Jahr später wurde im Pernlohnerkeller die Hebfeier für den Neubau der Pfarrkirche St. Nikolaus gefeiert. Mit dem Ende der Pernlohnerbrauerei im Ersten Weltkrieg und der Übernahme durch die Löwenbräu AG ging auch die Bedeutung des Kellerlokals zunehmend zurück. Von der Samerstraße aus sind noch die Verbauung des Hanges und die hochaufragenden Reste des einstigen Salettls zu erkennen, von dem sich früher ein weiter Ausblick bot.
Das Kalenderbild zeigt den Innenhof des alten Pernlohnerkellers um 1900.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2003/8

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