Die Weinhandlung von Luigi Trentinaglia

um 1912
Die Weinhandlung von Luigi Trentinaglia in der Innstraße 56 um 1912

1906 zog Luigi Trentinaglia von Ziegelberg nach Rosenheim. Er hatte hier das Haus Innstraße 56 an der Ecke zur Schwimmschulstraße, der späteren Chiemseestraße, erworben, in dem er im Erdgeschoss neben einer Weinhandlung auch ein Cafe betrieb, das er 1910 um eine Weinstube erweiterte. Bereits im Jahr 1876 hatte einer der Vorbesitzer, Markus Huber, in das Haus an der Innstraße einen Laden mit Schaufenster eingebaut. 1894 wurde das Gebäude an der Rückfront beträchtlich vergrößert und aufgestockt, so dass das Anwesen um zwei zusätzliche Wohnungen erweitert werden konnte. Luigi Trentinaglia war der Sohn eines Gutsbesitzers aus dem südtirolerischen Telve im Bezirk Borgo, das vor dem Ersten Weltkrieg noch zu Österreich gehörte, und hatte 1905 die Tochter des Rosenheimer Kaufmanns Sebastian Reiserer, Rosalie, geheiratet, mit der er vier Kinder hatte. 1913 verkaufte Trentinaglia seine Weinhandlung an Josef Hirschmüller und zog mit seiner Familie in eine Mietswohnung am Max-Josefs-Platz. Grund für diese Veränderung war seine schlechte wirtschaftliche Lage. Sowohl Weinhandlung, als auch Weinstube waren völlig unrentabel gewesen, da in Rosenheim knapp 70 Wirte die Befugnis zum Weinausschank hatten, und mit den Lokalen Fortner, Wendl und Zollner drei Wirtschaften bestanden, die hauptsächlich Wein ausschenkten. Gegen diese Konkurrenz konnte Trentinaglia nicht bestehen. Er starb 1915 als Soldat bei einem Munitionsunfall in Innsbruck. Seine Witwe zog daraufhin nach München, wo sie fünf Jahre später den Kaufmann Max Künzel heiratete. Die Weinhandlung in Rosenheim bestand unter dem neuen Besitzer Josef Hirschmüller weiter. Hirschmüller kam in jungen Jahren von Heufeld nach Rosenheim, wo er sich 1898 nach Ablegung der Meisterprüfung im Schafflerhandwerk selbständig gemacht hatte. Außer der Weinhandlung Trentinaglia erwarb Hirschmüller auch eine Fruchtweinkelterei und nach dem Ersten Weltkrieg die Heidelbeerweinkelterei von Ludwig Kriechbaum. Bis zu seinem Tod 1949 hatte sich Hirschmüller mit seinen Geschäften zum Weingroßhändler und Likörfabrikanten hochgearbeitet.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2004/7

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