Die Villa Theresia in der Kufsteiner Straße

um 1926
Die Villa Theresia in der Kufsteiner Straße, um 1926

Als eine der schönsten Villen aus der Zeit um 1900 galt die Villa Theresia an der Kufsteiner Straße am südlichen Ufer der Mangfall. Das Bezirksamt Rosenheim hatte den Bau der am Rand der Gemeinde Aising gelegenen Villa Anfang 1903 genehmigt, ohne den Magistrat der Stadt darüber zu informieren. Dieser zeigte sich über das Bauprojekt wenig erfreut, weil die Errichtung eines Hochwasserdamms hier nun kaum möglich war, konnte aber den Baubeginn der Villa nicht mehr verhindern. Ihr Bauherr war der im Ruhestand lebende, verwitwete Metzgermeister Simon Haas, der damals in Rosenheim auch als Vorstand des Veteranen- und Kriegervereins bekannt war.
Im Frühjahr 1904 war die malerisch gestaltete Villa, die Haas nach seiner Tochter Theresia benannte, fertig gestellt. Haas suchte über eine Annonce im „Rosenheimer Anzeiger“ nach Mietern: „In der ‚Villa Theresia‘ nächst der Aisinger Mangfallbrücke werden […] zwei sehr hübsche Wohnungen mit allem Komfort, ganz der Neuzeit entsprechend und zwar im Hochparterre und 1. Stock, je mit 4 Zimmer, Badezimmer, Küche, Magdkammer, Kellerräume und Gartenbenützung vermietet.“ Haas lebte damals noch im Gillitzer-Block, bezog aber später selbst eine der Wohnungen in der Villa. 1907 ernannte der Veteranen- und Kriegerverein Haas zu seinem Ehrenvorstand. Später galt er als ältester Rosenheimer und sorgte für Aufsehen, als er 1930 im Alter von 92 Jahren einen Rundflug vom Reichenhaller Flugplatz aus unternahm. Bis 1931, ein Jahr vor seinem Tod, lebte Simon Haas in der Villa Theresia. Bereits ab 1924 bewohnten die Eheleute Peter und Adelheid Rieß mit ihren ledigen Töchtern Adele und Paula eine der Wohnungen. Die Familie Rieß ließ um 1926 durch den Fotografen Franz Xaver Simson die Fotografie des Hauses erstellen, die das Kalenderblatt zeigt.
Am 20. Oktober 1944 wurde die Villa Theresia beim ersten Luftangriff auf Rosenheim völlig zerstört. Adele Rieß und ein Schwager von ihr wurden dabei getötet, weitere Mitglieder der Familie schwer verletzt. Als „Trümmergrundstück“ bezeichnete man in der Nachkriegszeit in den Akten der Stadtverwaltung die Fläche, auf der einst die stolze Villa stand. Erst 1964 wurde das Grundstück neu bebaut. Es entstand ein Gewerbebau, der anfangs die Kleiderfabrik „Estrella“ beherbergte.

Text: Karl Mair
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2017/5

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