"Deutschlands schönste Pappelallee"

1928
Sebastiani- und Loreto-Allee 1928

Im Frühjahr 1825 gaben der damalige Bürgermeister Michael Ruedorffer und der Magistratsrat Georg Rieder die Pflanzung einer Pappelallee im Norden der Stadt in Auftrag. Vorläufer dieser Allee war eine seit dem 17. Jahrhundert existierende Weidenallee, die die Loretokapelle mit der Altstadt verband. Die 1825 neu gepflanzte Allee sollte mit drei Teilstücken die etwa dreieckige Loretowiese umschließen: Die Loreto-Allee im Osten reichte von den Ökonomiegebäuden der  Flötzinger-Brauerei in der Kaiserstraße auf einer Länge von 200 Metern bis zur Loretokapelle, die Sebastiani-Allee von diesen Ökonomiegebäuden in nordwestlicher Richtung 250 Meter lang bis zur heutigen Kapuzinerklosterkirche St. Sebastian. Dazwischen wurde eine 150 Meter lange Verbindungsallee gepflanzt.
Schon während der 1840er und 1850er Jahre hatte man die ursprünglich gepflanzten Pyramidenpappeln, auch italienische Pappeln genannt, durch Silberpappeln ersetzt. Die letzten vier Pyramidenpappeln wurden im Frühjahr 1887 aus Sicherheitsgründen gefällt. Danach wurde die Loreto-Allee in zwei Reihen mit 42 Silberpappeln neu bepflanzt. Die Sebastiani-Allee, zur Klosterkirche hin, bestand aus 78 Bäumen. Davon waren 61 Bäume Balsampappeln, der Rest weißgraue und Silberpappeln. Die Verbindungsallee war innerhalb der Pflanzung der am wenigsten geschätzte Teil. Sie bestand aus 35 Bäumen, von denen die meisten Kastanien oder Ahorne waren. Von dieser Allee aus wurde die Zufahrt zur Loretowiese hergestellt, wenn das Volksfest stattfand. Manchmal mussten für das Aufstellen einer Festhalle auch Bäume aus dieser Allee gefällt werden, die anschließend durch schnell wachsende Ahorne ersetzt wurden.
1890 hatte Franz Joseph Berthold die Abhandlung „Die Loretto- und Sebastiani-Allee – Deutschlands schönste Pappelallee“ veröffentlicht. Damals kaufte der Stadtmagistrat sogar angrenzende Grundstücke auf, um die Alleen davor zu schützen, „baulichen oder anderen Zwecken weichen zu müssen“. Fast fünfzig Jahre später war es jedoch um die Pappelalleen geschehen: 1937 fällten Pioniere des Pionierbataillons 7 die inzwischen schadhaften Bäume, die nun ein Sicherheitsrisiko darstellten.
Das Kalenderbild zeigt die Alleen um die Festwiese im Jahr 1928. Standort des Betrachters ist der heutige Hauptzugang zum Herbstfest an der Kaiserstraße.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2007/8

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