Das Holzhofgelände

1928
Das Holzhofgelände 1928

Am 9. August 1879 fasste der Rosenheimer Stadtmagistrat den Beschluss, auf dem Gelände in der Nähe des ehemaligen provisorischen Bahnhofs Holzlagerplätze an Private pachtweise abzugeben. Ein Jahr später hatte die Stadt die nötigen finanziellen Mittel, um auf diesem Areal, auf dem heute unter anderem das Hallenbad und die Luitpoldhalle stehen, für fast 3.000 Mark ein 2,22 Hektar großes Gelände anzuplanieren und einen umzäunten Holzhof mit Wächterhaus zu errichten. Neben Bauholz konnte hier auch das gesamte Brennmaterial für den eigenen Bedarf gelagert werden, was in einer Zeit, in der Holz der wichtigste Brennstofflieferant und dadurch der Lagerbedarf entsprechend hoch war, einen großen Vorteil für die Pächter darstellte. 1890 wurde vor dem Holzhof eine Parkanlage, die Luitpoldanlage, errichtet. Ende der 1920er Jahre fand im Holzhof auf einer eigens angelegten Spritzeisbahn das erste Rosenheimer Eishockeyspiel, ein Freundschaftsspiel gegen München, statt das die Rosenheimer infolge anhaltenden Tauwetters und der damit verbundenen fehlenden Übungsmöglichkeiten auf der angetauten Spritzeisbahn haushoch verloren. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden auf dem Holzhof Baracken errichtet, die in den Jahren 1946 bis 1950 als Flüchtlingslager für Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten dienten. Großteils waren die Zustände in dem Flüchtlingslager verheerend, so dass es im September 1948 im Holzhof zu einem Hungerstreik und einem Protestmarsch der Flüchtlinge kam, die auf die menschenunwürdige Unterbringung in den feuchten, stellenweise undichten Baracken hinweisen wollten. Bis Ende 1950 konnte die herrschende Wohnungsnot in Rosenheim zumindest soweit behoben werden, dass den letzten im Holzhoflager wohnenden 47 Familien menschenwürdige Wohnungen zugewiesen werden konnten. Nach der Protestaktion der Holzhofbewohner hatte sich der Stadtrat mit den Zuständen in diesem Durchgangslager befasst und eine Entwicklung eingeleitet, die schließlich zu einem groß angelegten Siedlungsprogramm in der Erlenau führte. So konnte bis 1951 der Holzhof schließlich geräumt und die Baracken abgebrochen werden. Verschiedene Vorhaben, das Gelände zu bebauen, so 1956 der Plan, an dieser Stelle die neue Knabenmittelschule zu errichten, wurden hinsichtlich der Freihaltung für ein größeres Projekt verworfen. Ende der 1960er Jahre beschloss dann der Stadtrat, hier neben einem Hochhaus das 1970 eröffnete, nach seinem größten Förderer Hans Klepper benannte Hallenbad und die ein Jahr später in Betrieb genommene Dreifachturnhalle, die 1972 den Namen Luitpoldhalle bekam, zu errichten. Das Kalenderbild zeigt den Holzhof noch in seiner ursprünglichen Funktion im Jahr 1928.

Text: Ingeborg Armbrüster
Quelle: Stadtkalender "Bilder aus Alt-Rosenheim", 2005/4

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