Der Postverkehr ab dem Bahnanschluss Rosenheims

Der Beginn des Eisenbahnzeitalters sorgte für eine Neuordnung des Postwesens. Nach dem Anschluss Rosenheims an das Bahnnetz im Jahr 1857 konnte auch ein großer Teil des Postverkehrs über das neue Verkehrsmittel abgewickelt werden. Die bisherige Postexpedition im Gasthof der Familie Greiderer wurde aufgelöst und durch ein neues „Post- und Bahnamt“ ersetzt.

Schon die erste provisorische Bahnstation am Roßacker, im Bereich der heutigen Wittelsbacherstraße, umfasste neben einer Güterhalle eine weitere Halle, in der neben dem Bahnbetriebsbüro und der Telegraphenstation auch Platz für den Postdienst enthalten war. Weiterhin verkehrten aber auch Postkutschen von und nach Rosenheim.
Der im November 1858 fertiggestellte Bahnhof, das heutige Rathaus, enthielt mehrere große als „Postbureaux“ genutzte Räume. Als 1876 der neue Bahnhof im Südwesten der Stadt in Betrieb ging, zog das Bahnhofspostamt in einige Räume im Westen des neuen Empfangsgebäudes um.

Die größere Entfernung des neuen Bahnhofs vom Stadtkern sorgte auch für Bestrebungen des Rosenheimer Magistrats, in der Altstadt eine eigene Postfiliale zu errichten. Ende 1876 wurde die Eröffnung eines Postamtes im Stadtkern genehmigt. Der Magistrat ließ dafür die ehemalige, Anfang des 19. Jahrhunderts säkularisierte Michaelskapelle unweit der Nikolauskirche umbauen. In der einstigen Kapelle bestand das Stadtpostamt 35 Jahre lang.

Text: Karl Mair