Die Auflösung von Gewerkschaften und Arbeitervereinen

2. Mai 1933: Gleichschaltung der Gewerkschaften

Als am Vormittag des 2. Mai 1933, pünktlich um 10 Uhr, das Haus der freien Gewerkschaften Rosenheims in der Salinstraße 17 gestürmt und besetzt wurde, Akten vernichtet, Mitgliederlisten beschlagnahmt wurden, hatte nicht nur in Rosenheim - die Aktion ging im gesamten Reichsgebiet vor sich - eine jahrzehntelange engagierte Gewerkschaftsarbeit für die nächsten zwölf Jahre ihr Ende gefunden.
Aus der Sicht des NS-Staates war die „Gleichschaltung" und damit die Auflösung der Gewerkschaft nötig, ebenso wie das Verbot der SPD am 22. Juni 1933 oder die bereits am 4. April 1933 größtenteils durchgeführte Auflösung von Vereinen, die den Gewerkschaften, der SPD oder KPD nahestanden, um den politischen Gegner endgültig zu vernichten. Ein weiterer Schritt hin zum totalitären Staat war damit vollzogen.
Das Rosenheimer Gewerkschaftshaus, Sitz des Gewerkschafts-Verein Rosenheim und Umgebung, beherbergte unter seinem Dach zahlreiche örtliche Filialstellen von Einzelgewerkschaften: Den Deutschen Baugewerksbund, den Deutschen Metallarbeiter-Verband, den Einheitsverband der Eisenbahner Deutschlands, den Verband der Fabrikarbeiter Deutschland, das Arbeiter-Sport- und Kulturkartell, die Freie Turnerschaft e. V. und das Sports-Kartell Rosenheim.1) Bereits die Namen spiegeln die wirtschaftlichen Schwerpunkte der Stadt wider: Baugewerbe, Metallverarbeitung und Eisenbahn. Aber auch in zahlreichen Vereinen, die sich dem Sport oder der Kultur widmeten, waren viele aktiv, die den Gewerkschaften oder der SPD nahestanden. Besitzer des Hauses Salinstraße 17 war der Lokomotivführer Josef Achatz,2) der Vorsitzende des Metallarbeiterverbandes.3) „Die Geschäftsführung der freien Gewerkschaften in Rosenheim wurde von der Kreisleitung der NSBO übernommen. Die bisherigen Gewerkschaftsführer bleiben jedoch weiter im Amt und haben weiterhin ihren Dienst und ihre Pflicht zu tun. Die Hakenkreuzfahne auf dem hiesigen Gewerkschaftsgebäude bleibt dauernd gehißt."4)
Im ganzen Reich wurden an diesem 2. Mai 1933 die Gewerkschaftshäuser besetzt, das Gewerkschaftsvermögen beschlagnahmt und etwa 50 Spitzenfunktionäre in Schutzhaft genommen.5) Die reichsweite Leitung der „Gleichschaltung der Gewerkschaften" hatte der „Aktionsausschuß zum Schutz der deutschen Arbeit" unter Robert Ley.
Die Aktionen des 2. Mai 1933 richteten sich gegen die freien Gewerkschaften, die der SPD nahestanden. Die christlichen Gewerkschaften waren zunächst nicht betroffen, da die Nationalsozialisten mit ihrer freiwilligen Mitarbeit rechneten: „Es müsse sich in der Zukunft zeigen, ob diese Verbände an dem großen Gedanken der NSBO mitarbeiten wollen."6) Und: „Die christlichen Gewerkschaften würden sich von selbst gleichschalten. Hier sei keine Gewaltaktion nötig."7) Doch 1936 kam es schließlich auch zum Verbot des Reichsverbandes der katholischen Arbeitervereine.8)
In einer Rundfunkrede am gleichen Tag begründete Ley die Besetzung der Gewerkschaftshäuser und ihre Übernahme durch die NSBO. Bolschewismus und Korruption seien bei den Gewerkschaften eingerissen, sie hätten nicht mehr die Interessen des deutschen Arbeiters vertreten. Keinesfalls solle der gute Gedanke der Gewerkschaften verneint werden, sie sollten der Baustein für den zukünftigen Staat sein.9) Dadurch, daß die meisten Gewerkschaftsfunktionäre, vor allem auf den unteren Ebenen, in ihrem Amt verbleiben und ihre Arbeit fortsetzen durften, allerdings unter der Kontrolle von NSBO-Leuten, gaukelte man den Arbeitern eine Kontinuität der Gewerkschaftsarbeit vor. Gerade jetzt erst, so hieß es, werde sinnvolle Gewerkschaftsarbeit unter der NSBO für den deutschen Arbeiter geleistet!

1. Mai „Feiertag der nationalen Arbeit"

Vorausgegangen war dem ganzen ein psychologischer Meistertrick. Der 1. Mai, seit 1899 der Kampf- und Feiertag der internationalen Arbeiterbewegung, war von den Nazis durch das Gesetz vom 10. April 1933 zum „Feiertag der nationalen Arbeit"10) mit Lohnfortzahlung erklärt worden. Wofür Arbeiterbewegung und Gewerkschaften jahrzehntelang gekämpft hatten, wurde mit einem Schlag erfüllt. Wer konnte sich jetzt dagegenstellen? War der NS-Staat nicht für den Arbeiter? So rieten denn auch nahezu alle Organisationen ihren Mitgliedern zur Teilnahme an den pompös inszenierten 1. Mai-Feiern des Jahres 1933.
Der katholische Arbeiterverein konnte sich nun guten Gewissens beteiligen,11) da der Tag nicht mehr von linksgerichteten Kräften ausgerichtet würde und nicht mehr marxistisch betont sei. Die gleiche Einstellung zeigten der Gesamtverband der christlichen Gewerkschaften, der Katholische Gesellenverein, der es als „Pflicht eines jeden Kolpingbruders" bezeichnete, dort teilzunehmen,12) der Beamtenbund sowie Gewerbeverein, Arbeitgeberverband und Innungen.
Begrüßte der ADGB unter seinem Vorsitzenden Leipart die Erklärungen Hitlers zum 1. Mai und stellte seinen Mitgliedern die Teilnahme frei, so empfahl er kurz darauf, wenigstens nach außen hin, sogar die Teilnahme.13) Trotz des Aufrufs nahmen jedoch nur wenige gewerkschaftlich organisierte Arbeiter an den Maifeiern 1933 teil. Sollte die Gewerkschaftsspitze immer noch an eine Weiterexistenz im NS-Staat bei Wohlverhalten und Zusammenarbeit geglaubt haben, so wurde sie spätestens am 2. Mai eines Besseren belehrt.
Auch in Rosenheim wurde der 1. Mai entsprechend gefeiert. Die ganze Stadt war mit Hakenkreuzfahnen, Wimpeln, Girlanden und Blumen geschmückt. Die Festzeichen waren bald ausverkauft. Von 9 Uhr bis 10 Uhr fanden Kundgebungen auf dem Max-Josefs-Platz, im Saal des Hotels Deutscher Kaiser sowie im Hofbräusaal statt, wo überall die Rundfunkrede Goebbels, übertragen wurde. Ursprünglich war die Rede für 11 Uhr geplant, doch dann wurde sie vorverlegt, vielleicht, da für 9.30 Uhr in allen Kirchen Messen angesetzt waren. Nun mußte sich der Gläubige entscheiden: Messe oder Rede! Stadtpfarrer Bernrieder zelebrierte in der Nikolauskirche den Gottesdienst, zu dem das erzbischöfliche Ordinariat aufgerufen hatte.14) Die Belegschaften der einzelnen Betriebe mußten geschlossen am Umzug am Nachmittag teilnehmen. Die stärkste Gruppe stellten dabei die Klepperwerke mit 400 Teilnehmern.15)
Bei einer Amnestie zum „Feiertag der nationalen Arbeit" wurden in Bayern etwa 2000 Schutzhäftlinge entlassen, darunter auch in Rosenheim zehn Anhänger von SPD und KPD aus dem Amtsgerichtsgefängnis.16) Zwei davon sind namentlich bekannt, der Vorsitzende der SPD-Ortsgruppe Rosenheim Leonhard Lang und Franz Klugherz, der 1. Vorsitzende des Kraft- und Radfahrerbundes „Solidarität". Sie waren am 15. März 1933 inhaftiert worden, wegen Gefährdung der öffentlichen Ordnung und Sicherheit. Bereits am 3. Juli 1933 wurde Lang wieder in Schutzhaft genommen, bis zum 18. Dezember 1933 war er im KZ Dachau inhaftiert.17)

Die Deutsche Arbeitsfront (DAF)

Mit der Gründung der DAF unter Robert Ley spiegelte man den Arbeitern die Schaffung einer wünschenswerten Einheitsgewerkschaft vor. Die vor 1933 erkämpften Sozialleistungen, zum Beispiel die Arbeitslosenversicherung, blieben unangetastet, um keine innenpolitischen Unruhen auszulösen. Jede demokratische Selbstbestimmung wurde dagegen zerstört.
Ende 1933 bereits wurde die DAF umorganisiert und direkt der NSDAP unterstellt. Die NSBO, die ab 1927, von Berlin ausgehend, in den Betrieben Kader geschaffen hatte, wurde abgebaut. Wohlweislich hatten die Nazis vor 1933 darauf verzichtet, eine eigene Gewerkschaft zu gründen, da sie bei sozialpolitischen Auseinandersetzungen unweigerlich eine Gegenfront zu den Arbeitgebern hätten beziehen müssen. Diese brauchten sie jedoch auf ihrem Weg zur Macht.18) Da die DAF über das beschlagnahmte Gewerkschaftsvermögen und über hohe Einkünfte verfügte, (1,5% des Lohnes bzw. Gehaltes mußten als Mitgliedsbeitrag entrichtet werden, was zum Beispiel bei 30 Millionen Mitgliedern im Jahre 1939 eine stattliche Summe ergab), war sie eine der reichsten NS-Organisationen. Allerdings gelang es rund 10% der Arbeiter, sich bis zum Ende des Dritten Reiches der Zwangsmitgliedschaft dieser Schulungs- und Propagandaeinrichtung zu entziehen.19)

Repressalien gegen Gewerkschaften, linksgerichtete Vereine und Organisationen nach der Machtübernahme 1933.

Am Sonntag, den 12. März 1933, wurden in Rosenheim sowohl der Pernlohner Keller als auch das Gewerkschaftsgebäude durchsucht. Im Pernlohner Keller am Roßacker 14 wurde hauptsächlich nach Waffen, Uniformen oder sonstigen Gegenständen von Reichsbanner und Eiserner Front20)gefahndet, da Angehörige dieser Organisationen dort regelmäßig verkehrten. Beamte der Schutzmannschaft und SA-Männer, geführt von Sonderkommissar Dr. Erich Holper, durchsuchten alle Räumlichkeiten ganz genau. In zwei Schränken fand man Räder und sonstige Gegenstände des Radfahrerbundes „Solidarität", ferner 70 rote Fahnen mit den drei Pfeilen, dem Zeichen der Eisernen Front, sowie ein großes rotes Transparent mit der Aufschrift „Proletarier aller Länder". Fahnen und Transparent wurden beschlagnahmt, Waffen wurden keine gefunden.21)
Dagegen stellte man im Gewerkschaftshaus zwei Seitengewehre, eines davon defekt, ferner zwölf kommunistische Broschüren und zehn „3-Pfeile"-Anstecknadeln sicher.22)
Die Durchsuchungswelle ging weiter. Bei Reichsbannerkassier Anton Surauer beschlagnahmten Schutzpolizisten und SA-Männer zwei Tage später umfangreiches Schriftmaterial: 200 Prospekte, 22 Satzungen und fünf Broschüren des nationalen Freidenkerverbandes, eine Mappe mit Referentenmaterial und 25 ,,3-Pfeile"-Anstecknadeln.23) Ebenfalls im März 1933 fand auf Ersuchen des SA-Sturmführers Fritz Walter eine Hausdurchsuchung bei der Baronin von Knoeringen, der Mutter des SPD-Führers Waldemar von Knoeringen, in der Aisingerwies statt. Im Speicher standen zwei Kisten mit Büchern des Bildungskartells. Einige Bücher wurden beschlagnahmt und nach München an die Polizeidirektion zur Prüfung gesandt, ob sie etwa unter „Schmutz- und Schundschriften" fallen. Dort wurden sie sofort eingezogen.24)

29. März 1933: Verbot „marxistischer Vereine"

Nachdem am 29. März 1933 das Verbot sogenannter marxistischer Vereine ergangen war, erfolgte am 4. April 1933 erneut eine reichsweite Durchsuchungs- und Beschlagnahmungsaktion. Auch in Rosenheim und Umgebung waren zahlreiche Vereine davon betroffen. Zwei Schutzpolizisten und zwei SA-Männer beschlagnahmten dieFahrräder des Arbeiter Kraft- und Radfahrerbundes „Solidarität" im Pernlohner Keller und durchsuchten die Wohnungen von Franz Klugherz, dem 1. Vorsitzenden, der sich bereits in Schutzhaft befand, und des Kassiers Sebastian Kofier. Bargeld war nicht vorhanden, wohl aber das Mitgliederverzeichnis und verschiedenes Büromaterial.25) Ebenso wurde der Arbeiterliederkranz aufgelöst, wobei Noten und Bilder sowie 80 RM in bar im Vereinslokal Sterngarten beschlagnahmt wurden.26)
Die Freie Turnerschaft e. V. unter ihrem 1. Vorsitzenden Heinrich Lochner blieb ebensowenig verschont. Neben Büromaterial konnten hier nur 3,93 RM Bargeld kassiert werden. Da der Verein Schulden in Höhe von 20.000 RM hatte, stand der Verkauf des Vereinsgrundstücks (Acker und Wiese am Kaltenbach, Turnhalle mit Nebenräumen) an die Stadt kurz bevor.27) Das Freie Bildungskartell, getragen von den freien Gewerkschaften, wurde ebenfalls aufgelöst. Der 1. Vorsitzende Waldemar von Knoeringen war flüchtig.28) Die mit 1070 Bänden recht umfangreiche Bibliothek im Rückgebäude des Hauses Münchnerstraße 40 wurde durch Kriminalkommissar Putz mit zwei SA-Männern und Polizeihauptwachtmeister Baumann beschlagnahmt.29) Bereits am 18. März 1933 waren bei Paul Neureuther, dem Bücherwart des Freien Bildungskartells, 29 Bücher der sozialistischen Jugendbücherei konfisziert worden.30) An Bargeld waren nur 1,80 RM vorhanden.
Auch der Touristenverein „Die Naturfreunde", 1. Vorsitzender war Albert Euthum, das Vereinslokal war im Alten Bräuhaus, wurde aufgelöst.31) Um den Besitz der Breitenberghütte, die man den Naturfreunden wegnahm, entbrannte ein jahrelanger Kampf. SA-Obersturmführer Holper, der als Sonderkommissar bei der Auflösung und Beschlagnahme der Vereine eingesetzt war,32) beanspruchte die Berghütte für die SA, doch auch die HJ oder der Deutsch-Österreichische Alpenverein waren interessiert. Schließlich erhielt im Juni 1935 die Nachrichtenabteilung der Reichswehr in München die Hütte.33) Außerdem wurden 1205 RM Bargeld sowie verschiedene Gegenstände der „Naturfreunde" beschlagnahmt.34)
Hans Geistaller und Ludwig Höllmüller, die für den Bau der Breitenberghütte ein Darlehen von 400 RM gegeben hatten, wollten ihr Geld nun vom Staat wieder zurück, aber ihre Forderung wurde im Mai 1935 mit der Begründung abgewiesen, sie hätten „offenbar eine Förderung marxistischer Bestrebungen" beabsichtigt.35)
Höllmüller gab nicht auf und forderte im Juni 1935 insgesamt 948 RM: Darlehen 400 RM, Lebensmittel und Waren 286 RM, Privateigentum (Gramola und Platten) 88 RM, Spesen 174 RM. Die endgültige abschlägige Entscheidung erging erst am 1. März 1940,36) ausschlaggebend waren wiederum die „marxistischen Bestrebungen" Höllmüllers:
„Der Beschwerdeführer war längere Zeit Mitglied der SPD und einige Jahre sogar Vorsitzender der Ortsgruppe Rosenheim der SPD. Weshalb er aus der Partei ausgetreten ist, ist nicht feststellbar. Er hat aber später noch mit der SPD sympathisiert, wenn er auch im politischen Kampf öffentlich nicht mehr hervorgetreten ist. Als Eigentümer des Cafe Klösterl in Rosenheim hat er sich dem Pächter des Cafes, dem Kaufmann Heiss gegenüber, der, ohne daß der Beschwerdeführer dies wußte, Mitglied der NSDAP war, in der Pachtzeit vom Februar 1932 bis zum 1. April 1933 ablehnend über die NSDAP geäußert und auch aus diesem Grunde Ende 1932 das Pachtverhältnis dem Heiss aufgekündigt."37)
Da bis Januar 1933 die SPDler in diesem Cafe verkehrten, war dies ein ausreichender Grund zur Unterstellung marxistischer Bestrebungen.38)
Bereits gut einen Monat vor dem Verbot der SPD wurde bei deren 1. Vorsitzenden in Rosenheim, Johann Gandorfer, und dem Kassier Andreas Schmaus nach SPD-Vermögen gesucht. Doch nichts wurde gefunden, da alles bereits Mitte März nach München gebracht worden sei, wie Gandorfer und Schmaus angaben. Beide führtenweiter aus, daß sie ihre Ämter seit längerer Zeit schon niedergelegt hätten, zudem gar nicht mehr SPD-Mitglieder wären und überhaupt würde keine Vorstandschaft mehr bestehen.39)
Auch bei den Organisationen der KPD fanden Durchsuchungen statt, doch wurde hier „überhaupt nichts vorgefunden".40)
Erst am 10. Juni 1933 wurden beim Arbeiter-Samariterbund Büromaterial, Verbandszeug und eine Trage beschlagnahmt.41)

Gewerkschaftsneugründung ab 1945

Nach dem Ende des Dritten Reiches verlangte die amerikanische Militärregierung eine eindeutige Willenserklärung der Arbeiterschaft durch Unterschriften, ob sie eine Wiedererrichung der Gewerkschaften wünsche.42) Sepp Sebald, Ewald Thunig, Ludwig Spieler, Leonhard Lang, Hans Lausser und Hermann Liebig sammelten diese eifrig in den Betrieben. Im September 1945 erfolgte schließlich die Genehmigung. Hans Lausser, vor 1933 Geschäftsführer des Fabrikarbeiterverbandes,43) errichtete die neue Geschäftsstelle in der Königstraße 15, dort, wo vorher die Lebensmittelmarken ausgegeben worden waren.
Viele alte Gewerkschaftler fanden sich wieder ein, um am Aufbau mitzuarbeiten. Im Oktober 1946 wurde Ewald Thunig44)zum Vorsitzenden gewählt. Bereits am 1. Mai 1946 konnte wieder die erste gewerkschaftlich organisierte 1. Mai-Feier im Hofbräusaal stattfinden. Schließlich wurde im Oktober 1949 in München der Gründungskongreß des Deutschen Gewerkschaftsbundes abgehalten.45)

Evelyn Frick

Anmerkungen:

1) Adreßbuch der Stadt Rosenheim, hrsg. vom Adreßbuchverlag der Industrie- und Handelskammer München. Oktober 1932, S. 22 - 27.
2) Ebenda S. 67.
3) StAM, Gestapo 29. Achatz wurde am 22. 1.1888 in Amerang geboren. Am 6.8.1934 hatte er sich nach Treuchtlingen abgemeldet.
4) RTW vom 2./3. 5.1933.
5) GREBING, Helga: Geschichte der deutschen Arbeiterbewegung. München 1966, S. 219. RTW vom 3./4. 5.1933.
6) RTW vom 3./4. 5.1933.
7) Zitierung einer Rede Leys im RTW vom 3./4.5.1933.
8) GREBING, Arbeiterbewegung, S. 231.
9) RTW vom 3./4. 5.1933.
10) GREBING, Arbeiterbewegung, S. 226.
11) Der Rosenheimer Vorstand im RTW vom 28./29.4.1933.
12) RTW vom 28./29.4.1933.
13) GREBING, Arbeiterbewegung, S. 219: Am 22. 4.1933 kam es deshalb zum Bruch zwischen dem ADGB und dem Internationalen Gewerkschaftsbund.
14) RTW vom 28./29.4.1933.
15) RTW vom 2./3. 5.1933.
16) Ebenda.
17) StARo, Personalakt Leonhard Lang. Lang wurde am 2. 2.1884 in Hundszell, Bezirksamt Ingolstadt geboren, war Angestellter beim Arbeitsamt Rosenheim
und wurde 1946 Stadtrat; er starb am 10.1. 1966 in Rosenheim. Franz Klugherz, geboren am 5.10.1882 in Grafing, war Zimmermann.
18) GREBING, Arbeiterbewegung, S. 226.
19) Ebenda S. 227. Ende 1933 wurde im Rahmen der DAF die NS-Gemeinschaft Kraft durch Freude (KdF) gegründet.
20) Ebenda S. 177: Das Reichsbanner wurde 1924 gegründet als Bund republikanischer Frontsoldaten. Die Eiserne Front, gegründet 1931, war eine republikanische Kampforganisation aus Mitgliedern der SPD, Arbeiter-Sport-Organisationen, Gewerkschaften und dem Reichsbanner. Als Zeichen hatte sie drei Pfeile. Sie verzeichnete ca. zehn Millionen Mitglieder. StAM, LRA 55411.
21) StAM, LRA 55411 und 55406. Später wurden die 70 Fahnen und das Transparent als der SPD zugehörig identifiziert, was man dem stellvertretenden 1. Vorsitzenden der SPD-Ortsgruppe Rosenheim, Thomas Huber, am 21. April 1933 mitteilte.
22) StAM, LRA 55406.
23) Ebenda.
24) StAM, LRA 55403.
25) StAM, LRA 55411.
26) Ebenda.
27) StAM, LRA 55398 und 55393.
28) Knoeringen, geboren am 6.10.1906 in Rechetsberg, flüchtete im März 1933 nach Wien, später in die Tschechoslowakei, dann nach Frankreich. Während des Krieges war er in England. Vom Ausland aus versuchte er die in der Illegalität arbeitende SPD in Südbayern wiederaufzubauen, doch 1934 wurde die Organisation zum Teil wieder zerschlagen, vgl. StAM, Gestapo 36. Ein Postbeamter hatte ohne polizeilichen Auftrag 1933 den Briefwechsel des inzwischen nach Wien geflüchteten Waldemar von Knoeringen mit seiner Braut in Aisingerwies überwacht. Eines Tages meldete er dann der Polizei, daß dieser Briefwechsel Lücken aufweise und weitere Briefe vermutlich über Mittelsmänner ausgetauscht würden, da öfters Antworten auf nicht gestellte Fragen gegeben worden seien. Der Postbeamte kam ungestraft davon, da man bei der Polizei darin keine Verletzung des Postgeheimnisses sah, sondern einen Dienst „an der guten Sache". Siehe StAM, Polizeidirektion München 15566.
29) StAM, LRA 55411.
30) StAM, LRA 55406 und 55403. Im Oktober 1936 wurden die Bücher auf Verfügung des Oberbürgermeisters an die DAF, Berlin, weitergegeben. Sie waren, ebenso wie die anderen beschlagnahmten Gegenstände, im städtischen Lagerhaus gelagert, vgl. StAM, LRA 55411.
31) StAM, LRA 55398.
32) Ebenda.
33) Ebenda.
34) Ebenda.
35) Ebenda.
36) Ebenda.
37) Ebenda.
38) Ebenda. Ludwig Höllmüller, geboren am 23.11.1872, war schon 1928 aus der SPD ausgetreten. Der Werkmeister Hans Geistaller, geboren am4.5.1888in Linz, „war ein eifriger Verfechter des Marxismus als Vorsitzender der SPD und kämpfte gegen die nationalsozialistische Bewegung." (StAM, LRA 55398).
39) StAM, LRA 55411.
40) StAM, LRA 55398. Bereits 1931 gab es in der Stadt und in der Gegend um Rosenheim den „Kampfbund gegen den Faschismus", dessen Mitglieder vor allem der KPD nahestanden, vgl. StARo, Altregistratur IX A I- 223, im Umschlag.
41) StAM, LRA 55405. 1. Vorsitzender war Josef Bacher.
42) StARo, Altregistratur VI P 5 - 57.
43) StAM, Gestapo 29. Lausser, geboren am 8. 5.1891 in Penzberg.
44) Ewald Thunig, geboren am 15.12.1897 in Straubing, Schreiner, KPD-Mitglied, Gewerkschaftler, 5 1/2 Jahre im KZ Dachau, Staatssekretär im Kabinett Hoeg-ner 1945/46, bis 1963 Kreisvorsitzender des DGB in Rosenheim, lebt heute in Rosenheim.
45) Maria Helbich, Typoskript ihrer Rede vom 10.4.1974 „25 Jahre DGB-Arbeit in Rosenheim".